Mit dem Rad der Sonne entgegen

Cycling towards the sun

Tag 80 – 82: Datong – Beijing (Peking), 457 km

Posted by raimundschallauer - 30. September 2011

Mo 26.9.2011

Ich war wie ausgemacht um 9 Uhr beim Radgeschäft. Es waren wieder eine Menge meiner schon alten Bekannten da, Gruppenfotos vor dem Geschäft wurden gemacht, mein Rad mit der vollen Bepackung bewundert und schließlich begleiteten mich 12 Radler die ersten 20 km aus der Stadt raus. Dort wurde dann wieder fotografiert, jeder einzeln mit mir, alle gemeinsam und dann großes Umarmen, verabschieden, sie wünschten mir alles Gute und ich soll ja auf mich aufpassen, usw. und ich bin überzeugt, sie meinten es wirklich so, es war nicht nur dahingesagt. Großes Winken noch und ich war wieder allein.

1. Abschiedsfoto von meinen Datonger Begleitern, 2. bei Yangyuanxian, interessante Landschaft, aber sehr diesig, 3. bei Xuanhuaxian, 4. auch er ist mit der Sicht nicht zufrieden

Es war gutes Radwetter, warm, windig, oft von hinten, aber diesig, staubig und schlechte Sicht. Ich kam wieder 163 km näher an Peking heran.

Di 27.9.2011

In der vergangenen Nacht lag die Temperatur seit langem wieder einmal fast im Komfortbereich meines Schlafsacks. Ich glaub, es hatte nie unter 11°, entsprechend gut schlief ich auch. Ich fuhr auf der G112 weiter, in Xuanhua sollte ich auf die G110 wechseln, nur ich vergaß es einfach und blieb auf der G112. Als ich endlich stutzig wurde, hatte ich schon einen Berg mit 600 hm überquert und war schon 40 km zu weit gefahren. Ich musste zwar nicht die gleiche Strecke wieder zurück fahren, aber wieder über diese Bergkette, 400 hm, um wieder auf die G110 zu kommen. Der Umweg betrug insgesamt 80 km. Ich fuhr 163 km und kam aber nur 83 km näher an Peking heran. Schöner Sch.. Ich muss somit morgen wieder 150 km fahren. Es war schon im Dunkelwerden, da kam ich nach Huailai, mitten in der Sadt zu campieren geht nicht so gut, als ich am Stadtrand einen Schlafpltz fand war es schon fast finster. Es war gleich neben der Straße, schön versteckt zwar, aber entsprechend laut.
Die Gegend, durch die ich kam, ist sehr bergig und sicher wunderschön, nur heute war es derart diesig, dass man den Berg vor der Nase kaum sah, echt schade. Ich glaub, es ist auch irrsinnig viel feiner Sandstaub in der Luft. Die Gegend ist nämlich sehr sandig, ist anscheinend noch ein Ausläufer der Gobi, und es war sehr windig.


1. bei Shiqiangzicun, dunstig schon am Morgen, 2. vor der Tunneleinfahrt bei Guandicin, 1200 m Höhe, 3. Landarbeit wie vor 70 Jahren, bei Majiapucun auf 1000 m Höhe, 4. Smog!! Blick zurück nach Westen bei Nanguoiayaocun
Ein Erlebnis der besonderen Art war auch die Durchfahrt durch Xuanhua. Die Stadteinfahrt ist sehr schmutzig, viel Müll am Straßenrand, daneben verkaufen die Leute Gemüse und Obst, dann kam ein Stadtteil mit Werkstätten links und rechts der Straße und am Straßenrand die Riesen-LKW, zig, wenn nicht 100. Sie alle werden repariert oder gewaschen oder stehen auch nur so herum. Dass es hier auch nicht besonders sauber ist, kann man sich vorstellen. Dann kam der anscheinend offizielle Obst und Gemüsemarkt. Hier war es schon sauberer, aber ein Gewimmel von Menschen, Fahrrad- und Mopedfahrern und Autos, unglaublich. Schließlich das Stadtzentrum mit den üblichen, ungemein breiten Straßen mit eigener Spur für alle langsameren, sauber und gepflegt. Aber immer hing eine dichte Dunst- oder Sandstaubwolke über der Gegend. Es ist ja derart trocken, dass der kleinsten Windstoß schon eine Staubwolke vor sich hertreibt.

Mi 28.9.2011

Um halb 7 Uhr stand ich schon auf, wenn es draußen warm ist, geht das ja leicht. 10 vor acht fuhr ich schon los. Die ersten Kühe kamen schon und suchten ihr kärgliches Futter unter den jungen Birken. Es wurde wieder ein total diesiger Tag, Sicht Null, dichter LKW-Verkehr. Die Straßen sind aber so breit, dass man sich nie in Gefahr fühlt, man wird nur entsprechend dreckig. Um ½ 11 war ich schon in Yanqing. Auch das ist eine schöne, bergige Gegend, allein man sah die Berge nur schemenhaft in starken Smog.

1. Nichts zu sehen bei Xiaoluzhuangcun, 2. wenn kein Fluss da ist, macht man sich einen, Xiaoluzhuangcun

 Von hier ging es nochmals 100 hm hinauf nach durch ein enges Tal, Fahrverbot für LKWs, für die gibt es quasi eine Autobahn durch das Tal, allein an diesem Tag war dort irgenwas passiert, sodass sie über diesen Pass mussten. Die LKW-Kolonne war unvorstellbar. Alle 30 – 50 LKWs vielleicht ein PKW. Sie wälzten sich langsam hinauf, ich zwischendrin nach Frischluft ringend. Endlich oben, ging es 10 km nur mehr die schöne, kurvenreiche Strecke hinunter. Aber auf der Gegenfahrbahn war genauso Stau, noch ärger, 10 km Stillstand, ein LKW hinter dem anderen. Zwischen den langsam runterfahrenden und der bergauf stehenden Kolonne musste ich hindurch, die Fahrbahn war nass und dreckig. Man kann sich vorstellen, wie ich ausg’schaut hab. Jetzt waren es aber nur mehr 60 km bis Beijing, eben oder leicht bergab. Es ging gut, 30 km vor meinem Ziel, eigentlich schon in der Stadt, wusch ich mir mal der ärgsten Dreck ab und dann rein ins Stadtzentrum.

1. Stadteinfahrt Beijing, nur noch 30 km bis zum Zentrum, 2. Beijing, erster Eindruck, Hochhäuser und Smog, aber es ist nicht immer so

Mein GPS lotste mich in die Nähe, den Rest begleitete mich ein freundlicher, hilfsbereiter Chinese.

11 Antworten to “Tag 80 – 82: Datong – Beijing (Peking), 457 km”

  1. Gabi said

    Hallo Raimund,
    also so ist das gelaufen. Wir haben gedacht, Du sitzt an der mongolisch-chinesischen Grenze festgenommen im Gefängnis, die Hose des gestreiften Anzugs ist Dir um die Oberschenkel viel zu eng, oder Du wirst auf einem einsamen Bauernhof von einer Natascha liebevoll gesund gepflegt, nachdem Du einen Zusammenstoß mit ihrem Kamel hattest – nein, der chinesische Radlerclub drängt Dich von einem Wirtshaus ins nächste! (Schön zu hören, dass Du viel gegessen hast!) Das klingt echt lustig, was Du da erzählst. Gut, dass Dir der Unfall mit der Frau im Beisein Deiner neuen Freunde passiert ist, wer weiß, wie das ohne sprachliche Unterstützung ausgegangen wäre.
    Du hast mir irgendwann ins Gewissen geredet, von wegen körperlicher Ertüchtigung und so. Jetzt muss ich Dir einmal ins Gewissen reden: Was treibt Dich so an???? Und ich meine nicht, dass Du diese Reise machst, aber überleg doch mal ganz ehrlich, während Deiner Tretphasen, warum ärgerst Du Dich, dass Du einen Umweg von 80km gemachst hast, ist doch scheißegal, wann Du in Beijing ankommst. In Russland haben wir es alle verstanden, Visum und so, aber jetzt gibts keinen Grund mehr!!! Was ist der wirkliche Grund, warum Du so Gas gibst, kannst Du es nicht asiatisch nehmen, ein bissl Zen und Buddha? Solche Erlebnisse wie mit den Datonger Radlern sollten Dich ein bissl runterholen, was Du da treibst, klingt manchmal ein wenig psychopathisch! Du hast doch alles gewonnen, es allen bewiesen, jetzt gehts nur mehr um Deine Ruhe und Erlebnisse, pfeif doch auf die km. Ich erwarte dringend eine Erklärung, ob Du auch brav nachgedacht hast, warum Du das tust!
    Und wenn ich mir überleg, was ich in den nächsten Stunden, Tagen erledigen soll, erledigen möchte, dann kann ich mich gleich anschließen: was treibt mich so? Zumindest zuhause kommt mir das so vor. Wenn ich wieder in Sardinien sitze, dann gibts keine Zeit mehr, nur die Gegenwart. Ich kanns wenigstens auf die Umstände schieben: Schule, die Kinder, Termine… Aber Du hast keine Ausrede mehr, chill endlich!
    In diesem Sinne
    Gabi

    • Julia said

      …ich unterstreiche jedes dieser weisen worte, lieber papa!!!!!
      🙂

    • Raimund said

      Liebe Mädls! Ich bin voll auf eurer Seite, keine Sorge. Ich wollt jetzt nur noch relativ schnell nach Beijing kommen, damit ich wieder Kontakt aufnehmen kann. Jetzt bin ich vollkommen stressfrei, ich chill total, hab gleich das Hostel für 6 Tage gebucht und bleib möglicherweise noch ein paar Tage mehr. Das Essen ist gut, das Hostel billig und schön, derzeit ist es sonnig und warm, ich bin ziemlich zufrieden mit mir, keine psychopatische Eile mehr. Ich plane, überlege und reden mit Leuten, was oder welche Gegenden sie in China empfehlen und wenn es hier zu kalt wird fahr ich dann wieder schnell ein Stück nach Süden. Es geht mir ziemlich gut. Don’t worry, be happy.
      Übrigens, wie war es am Traunstein?

  2. Gabi said

    Hast mein Kommentar von Ulaanbaatar bis Datong nicht gelesen, da steht die ganze Gschicht vom Traunstein drin.
    Jetzt denk ich mir, wenn Du nicht schwindelst mit dem Chillen, dann erwarte ich natürlich Tag 83 bis 90+, Bejing-Bejing, 0km!!! Lass Dirs gut gehen und triff viele Menschen!
    Ich bin grad ziemlich erschöpft vom Ausmalen und geh heut ausnahmsweise mal früh schlafen…
    Tschü, Gabi
    P.S: Was stört ist „dann fahr ich wieder schnell in den Süden“, streich das Wort „schnell“!

    • Raimund Schallauer said

      Hallo Gabi!
      Natuerlich hab ich deinen Kommentar schon gelesen, aber mit Computer spinnt derart, dass ich bei einer Antwort 5 Mal Neustarten muss und wieder von vorne beginnen. Jetzt ist er im AppleStore in Beijing in Behandlung, ich bekomm ihn moeglicherweise heute, dann muss ich wieder einiges neu installieren und hab hoffentlich das meiste auf meine externe Festplatte gesichert. Ich bin noch bis mindesten Do Morgen in Beijing, vielleicht auch noch 1, 2 Tage laenger, aber dann muss ich wirklich schon SCHNELL nach Shanghai. Keine Sorge, derzeit chill ich richtig, ganz im Gegensatz zu dir, du hast scheinbar ganz schoenen Stress.
      glg, Raimund

  3. Eva said

    Hallo Raimund!
    Du hast dich also noch nicht wirklich auf eine Route durch China festgelegt? Was ich absolut empfehlen kann sind die Provinzen Sichuan und Yunnan. Wirklich wunderschöne Landschaft und sehr gutes Essen wie überall in China (glaub ich zumindest). Nur relativ bergig wird’s dort halt, besonders in Yunnan, von wo’s dann gar nicht mehr weit nach Tibet und zu den 6 und 7-Tausendern ist – bei guter Sicht ist das natürlich eine unglaubliche Kulisse! Die wunderschönen Städte Lijiang und Dali, und natürlich die bizarre Karstlandschaft bei Guilin in der Provinz Guangxi … Das wär schon eine Reise wert, das sag ich dir.
    Wenn du dich aber natürlich dafür entscheidest, eher der Küste entlang Richtung Shanghai zu fahren, könnt ich dir vielleicht einen Schlafplatz bei einem Freund von mir vermitteln. Ich würd mich ja für die Berge entscheiden. Vielleicht allerdings nicht mit dem Rad – aber bei deiner Kondition geht das ja sicher!

    Liebe Grüße
    Eva

  4. Raimund Schallauer said

    Liebe Eva!
    Danke fuer deine Tips. Ich moechte jetzt nach Beijing nach Shanghai fahren, dort muss ich auch mein Visum verlaenger lassen (jetzt hier geht es nicht, weil mdie ganze Woche Ferien sind und alle Aemter geschlossen haben) aber ann moecht ich nach Guillin und eh in die Provinz Yunnan. Wenn du Dali und Lijiang fuer sehenswert haeltst, werd ich versuchen dort hinzukommen (woher kennst du die eigentlich). Dann fahr ich nach Sueden und moechte von China nach Laos einreisen. An diesem Grenzuebergang bekommt man angeblich auch das Visum fuer Laos.
    Kannst du deinen Freund in Shanghai fragen, ob ich ein paar Tage bleiben kann? vielleicht kannst du mir in den naesten paar Tagen noch Bescheid geben. Wenn es nicht geht, wuerd ich ein Hostel suchen.
    Meine Kommunikationsmoeglichkeiten sind derzeit metwas eingeschraenkt, weil mein Computer so spinnt, drum auch die spaete Antwort.
    Liebe Gruesze und gleich DANKE fuer deine Muehe,
    Raimund

    • Eva said

      Lieber Raimund!
      Ich kenn diese Gegenden, weil ich vor 7 Jahren oder so 1 Monat öffentlich durch China unterwegs war. Da waren wir eben in Peking, dann Sichuan, Yunnan, Guangxi und aus Hongkong wieder zurück. Und China hat mich damals total fasziniert, und ich hab mir fest vorgenommen, wieder einmal hinzufahren.
      Jetzt spinnt dein Computer auch noch – so was Blödes! Wer weiß, vielleicht stecken ja da auch die Chinesen dahinter. Die wollen eben absolut verhindern, dass du mit dem Westen kommunizierst.
      Wegen Shanghai: wann wirst du denn ungefähr dort sein? Florian ist nämlich ziemlich viel unterwegs, momentan ist er zB auch für ein oder zwei Wochen in Europa, das heißt ich müsst ihn für einen bestimmten Termin fragen. Mach ich aber dann sehr gerne!
      Laos soll ja auch so schön sein – ich beneide dich!!! Bei uns wird’s jetzt wohl länger dauern, bis wir wieder nach Asien kommen.
      Liebe Grüße
      Eva

      • Raimund Schallauer said

        Liebe Eva!
        Aber irgenwann kommt ihr sicher wieder, wenn man einmal da war, kommt man wieder. Bei mir hat es 55 Jahre gedauert, ich bin auch sehr begeisetert und hoffentlich nicht das letzute Mal hier.
        Ich werd nicht vor dem 14.10. dort sein, wahrscheinlicher ist der 15. oder 16. Oktober. Ich werde spätestens am Samstag den 8. hier wegfahren. Beijing gefällt mir, es gibt viel anzuschauen, der Computer hat mir auch 2 Tage gekostet und es ist einfach nett hier im Hostel.
        Vielleicht kannst in den nächsten paar Tagen herausfinden, ob Florian in Shanghai ist und ob er Platz für mich hat.
        Vielen Dank und alles Liebe,
        Raimund
        Hab heute meinen Computer wieder bekommen, funktioniert, muss aber noch einiges installieren.

  5. Eva said

    Lieber Raimund,

    ich hab grad mit Florian telefoniert, und er kommt leider erst nach dem 22. wieder nach Shanghai. Sorry, da hab ich dir wohl zu viel versprochen.
    Genieß die Zeit in Peking und lass es dir gut gehen!
    Liebe Grüße
    Eva

    • Raimund Schallauer said

      Trotzdem vielen Dank für den Versuch und für die rasche Rückmeldung, so kann ich mir leicht noch ein Hostel suchen. Ich fahr nämlich erst am Samstag in der Früh hier weg. Ich bin eh schon zu langenunter den Leuten, hab mir einen furchtbaren Schnupfen geholt.
      Bei dir (euch) ist alles ok. Gehts dir gut? Die Übelkeitsphase müsst ja schon vorbei sein.
      Ganz liebe Grüße und nochmals DANKE,
      Raimund

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